Zuckerrübenkampagne startet – tiefe Zuckergehalte in den Rüben.

Fährt man im Oktober im bernischen Seeland oder rund um Frauenfeld einem Traktor mit vollem Anhä- nger hinterher, ist dies ein untrügliches Zeichen: die Zuckerrübenernte hat begonnen. In der Fabrik in Frauenfeld beginnt die – von der Branche als «Kampagne» bezeichnete – Verarbeitung von Zuckerrüben bereits am 17. September mit Biorüben. Ab 5. Oktober bis Weihnachten werden dann in Aarberg und Frauenfeld rund 1,5 Mio. Tonnen Rüben in Zucker verwandelt. Die Branche erwartet kein Spitzenjahr, die Wetterkapriolen setzten den Rüben zu.

Es war ein Wechselbad der Gefühle. Bangten im Frühjahr die Rübenbauern wegen der kalten Frosttage um ihre noch zarten «Pflänzchen», freute man sich fortan über genügend Regen und einen erfreulichen Wuchs. Auch die in den letzten Jahren verstärkt auftretenden Krankheiten, wie die viröse Vergilbung oder das «Syndrome des basses richesses» konnten sich nur schwach und erst spät ausbreiten. Die lang anhaltenden Unwetterlagen im Juni und Juli mit Starkregen, Hagelschlag und vor allem auch kühlen Temperaturen im August liessen die Eupho- rie über eine gute Ernte dann bereits etwas dämpfen. «Zwar bringt der September noch etwas Sonnenschein und Wärme, aber zu einem guten Jahr wird es nicht mehr reichen», so der Leiter Rübenmanagement der Schweizer Zucker AG, Peter Imhof. Die Zuckergehalte liegen deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt und auch die für ein gutes Rübenjahr geltende Menge von 80 Tonnen pro Hektare wird vielerorts nicht erreicht werden.

Anbaufläche gesucht

Der Rübenanbau und die Selbstversorgung mit Zucker ist für die Schweiz wichtig und wird auch politisch breit unterstützt. Mit gesicherten Rahmenbedingungen kann mit der Rübe ein interessanter Deckungsbeitrag erwirt- schaftet werden. Die Rübe ist eine ökologisch sinnvolle Frucht und der Pflanzer kann auf grosse Unterstützung zählen. Mit der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenbau steht ihm ein kompetenter Partner zur Seite, der einerseits nicht nur angewandte Forschung betreibt, sondern auch praktisch unmittelbar und sofort helfen kann. So werden wichtige Informationen und Ratschläge zeitnah über die eigens dafür produzierte App «BetaSwiss» kommuniziert. «Damit können wir sofort reagieren, wenn beispielsweise Blattflecken auftauchen», so Samuel Jenni, Leiter der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenbau und meint weiter, «die Rübenbauern können daraufhin eine gezielte Behandlung durchführen und verlieren keine Zeit.»

Nach einem weiteren Rückgang der Anbaufläche und trotz tieferen Erträgen keimt Hoffnung in der Branche. Zum einen ist der Zuckerpreis auf dem Weltmarkt am Steigen und zum anderen ist die Nachfrage nach Schweizer Zucker ungebrochen. Von den rund 320'000 Tonnen an nachgefragter Menge kann die Schweizer Zucker AG nur noch 60 Prozent abdecken. Die Kapazitäten für höhere Verarbeitungsmenge in den Fabriken wären da, jetzt braucht’s noch die Bauern, die wieder vermehrt auf die Zuckerrübe setzen.

Auskunft für Medienschaffende:

Raphael Wild

Leiter Kommunikation