Pflanzen statt säen – biologischer Zuckerrübenanbau wird attraktiv

Bio und Nachhaltigkeit sind in aller Munde. Konsumenten orientieren sich wieder vermehrt an einheimischen Produkten, die nachhaltig produziert werden. Ökologisch produzierter Schweizer Zucker ist sehr gefragt und die Nachfrage kann nicht gedeckt werden. Zuckerrüben ganz ohne Pflanzenschutzmittel anzubauen, ist jedoch eine grosse Herausforderung. Was innovative Landwirte im Frühjahr versuchsweise «gepflanzt» statt «gesät» haben, konnte jetzt geerntet werden – mit Erfolg.

Immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten wollen Schweizer Zucker aus nachhaltigem Anbau kaufen. Der Absatz von Schweizer Bio-Zucker stieg seit 2014 von 30 Tonnen auf 690 Tonnen 2020. Das Angebot kann der Nachfrage nicht gerecht werden, weil noch zu wenig Bio-Zucker angebaut wird. Viele Bauern zeigen sich skeptisch gegenüber dem Bio-Zuckerrübenanbau, weil sie befürchten, der Aufwand übersteige die Erträge. Innovative Landwirte und Berater testeten auch dieses Jahr an verschiedenen Standorten der Schweiz, ob der Anbau durch das Pflanzen von Setzlingen vereinfacht werden kann. Das Resultat lässt sich zeigen.

Weniger Aufwand

Auf Rund 80 Hektaren verteilt über die ganze Schweiz, konnten Erfahrungen gesammelt werden. Auffallend ist der Vergleich zwischen Saat und Pflanzung. Die gesäten Rüben haben einen Durchschnittsertrag von 40,4t. Die gesetzten Rüben erreichten im Durchschnitt 15.3t Mehrertrag, dies entspricht 55.7t pro ha. Die Spannweite von der Saat ist im Verhältnis zur Pflanzung jedoch einiges grösser. Hier wurden Erträge von 3.2t bis 91.6t pro ha erreicht. Die Pflanzung weist eine Spannweite von 26t bis 91.3t pro ha auf. In beiden Verfahren sind Spitzenerträge von über 90t möglich. Es zeigt sich klar, dass mit gesetzten Rüben eine gewisse deutlich bessere Ertragssicherheit erreicht werden kann.

Auch der Aufwand hält sich in Grenzen. Auf den Versuchsfeldern im Jura wurden von der FRIJ die Arbeitsstunden erfasst und der Verdienst je Verfahren ausgewertet. Bei den gesetzten Rüben kann nach dem initialen Setzaufwand der Arbeitsaufwand stark reduziert werden und dank dem sicheren Auflaufen von 99% hat man eine grosse Ertragssicherheit. Durch die schnelle Entwicklung der Rüben reduziert sich die Unkrautbekämpfung auf wenige Striegel- und Hackdurchgänge. Die nötige Handarbeit beschränkt sich auf das Entfernen von mehrjährigen Unkräutern wie etwa Disteln. Gesäte Rüben brauchen dagegen mehr Zeit zum Auflaufen und Wachsen, dies bedingt einen höheren Arbeitsaufwand für die Unkrautbekämpfung. Somit summiert sich der Aufwand um das doppelte gegenüber den gesetzten Rüben.

Lohnenswerte Alternative

In Montignez wurden über die Jahre 2019 bis 2021 Versuche durchgeführt. Die Resultate stimmen durchwegs positiv. Bei den gesetzten Rüben ist das Einkommen pro Arbeitsstunde im Durchschnitt der drei Jahre rund CHF 130 und somit höher als bei den gesäten Rüben mit CHF 87. Hingegen schneiden die gesäten Rüben beim Einkommen pro Hektar besser ab. So konnte über die Versuchsjahre mit den gesäten Rüben ein Einkommen pro ha von CHF 9'780 erwirtschaftet werden, dies im Gegensatz zu den gepflanzten Rüben, die rund CHF 9'400 erreichten. Mit dem Setzen wird Handarbeit durch die Investition in den Setzling und damit ein Vorsprung in der Vegetation ersetzt. So ist es auch Betrieben ohne die entsprechenden Personalressourcen möglich, grössere Flächen Rüben anzubauen. Bio-Zuckerrüben werden damit auch wirtschaftlich attraktiv.

Zuckerrübe: Heikle Pflanze mit süsser Frucht

Zuckerrüben werden im frühen Frühjahr gesät und entwickeln sich von zarten Keimlingen zu stattlichen Pflanzen mit einer süssen Wurzelmasse von über einem Kilo. Während ihrer Entwicklung sind vor allem die kleinen Jungpflanzen dem Konkurrenzdruck von Unkräutern sowie vielen Schädlingen ausgesetzt. Während die konventionell produzierten Zuckerrüben mit Pflanzenschutzmittel geschützt werden, sind die biologisch produzierten Zuckerrübenpflanzen besonders stark auf eine rasche Jugendentwicklung angewiesen, um die schwierigen Phasen gesund zu überstehen. Vor allem die Unkrautbekämpfung ist für Bio-Zuckerrübenproduzenten eine grosse Herausforderung. In guten Jahren ist der Zeitaufwand für das mechanische Hacken und Jäten jedoch nur halb so gross wie in schwierigen Jahren. Die Schweizer Zucker AG unterstützt die interessierten Landwirte. Das Rübenbüro steht gerne zur Verfügung.

Frauenfeld, 052 724 74 29 oder Aarberg, 032 391 62 29

Mögliche Bilder (Originale in Druckqualität bei R. Wild, Schweizer Zucker AG); sämtliche Bilder zeigen das Bio- Zuckerrübenfeld im Jura von Milo Stoecklin (Herbst 2021), auf dem die Rüben «gepflanzt» wurden.

Raphael Wild

Leiter Kommunikation